Insellichter
Die Usedomer Künstlerkolonie bis heute
Sonne, Sandstrand und Meer, Ruhe und frische Luft. Die Insel zwischen Achterwasser und Ostsee, von den Berlinern liebevoll „Badewanne“ genannt, hatte schon Kaiser Wilhelm II. zum Urlaubsdomizil erklärt.
In den 1930er Jahren entstand hier mit Otto Niemeyer-Holstein, Karen Schacht, Otto Manigk und Herbert Wegehaupt, alle um 1900 geboren, die bislang jüngste europäische Künstlerkolonie, die inzwischen vier Generationen umfasst. Zunächst waren sie nur Sommergäste, angezogen von der landschaftlichen Schönheit der Insel, dem einfachen Leben der Fischer und Bauern. Mit eigenen Ateliers und Häusern, mit verwandtschaftlich-freundschaftlichen Beziehungen und einem expressiven malerischen Realismus, der mit Landschaften, Stillleben und (Selbst)Porträts vom Naturvorbild ausging, hinterließen sie markante Spuren auf dem Eiland, das ihnen im Zuge von NS-Herrschaft, Zweitem Weltkrieg und SED-Diktatur erst zum Rückzugsort, dann zum Lebens- und Schaffenszentrum wurde.
Die Söhne Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt gingen von ihren Vätern künstlerisch getrennte Wege. Experimentelle Sprengung der Figuration bei Manigk jr., Wirklichkeitsstilisierung bei Wegehaupt jr..
In den 1950er Jahren kamen Rosa Kühn, Susanne Kandt-Horn mit ihrem späteren Ehemann Manfred Kandt sowie Rolf Werner auf die Insel, um sich dort endgültig niederzulassen. Später folgte Vera Kopetz. Die Gegenständlichkeit blieb für sie alle verbindlich. Ihr hängen mit verschiedener individueller Interpretation auch Sabine Curio und Volker Köpp an, die Anfang der 1950er Jahre auf Usedom geboren wurden. Während Curio den malerischen Realismus der ersten Usedomer Künstlergeneration fortsetzt, schildert Köpp seine Auseinandersetzung mit der Architektur und Geschichte der Insel auf eigene Weise.